Sonntag, 4. Januar 2015

WERT & PREIS
 
 
 
John Law, Adam Smith und Karl Marx haben sich schon mit diesem Thema auseinandergesetzt. In diesem Zusammenhang wird häufig auf das Wasser-Diamanten-Paradoxon hingewiesen. Im Sinn nach geht es um Nutzen, Wert und Preis. Das Wasser zum Beispiel hat einen Nutzen und damit einen hohen Wert, hingegen einen viel geringeren Preis als ein „nutzloser“ Diamant, obwohl dieser keinen Wert hat, hat er dennoch einen viel höheren Preis. Man könnte anstatt Wasser auch Brot nehmen und den Diamant mit Gold austauschen.

Es kommt jeweils auf den Umstand sowie auf den Nutzen an wie wertvoll ein Gut ist. In der Wüste kurz vor dem verdursten würden wir wohl einen höheren Preis für ein Glas Wasser bezahlen, als für einen lupenreinen Diamanten.

In diesem Zusammenhang kann man sich auch die Frage stellen, wie viel Geld brauche ich um glücklich zu sein? Unter normalen Umständen benötige ich ein Wort, um diese Frage zu beantworten:

"MEHR"

Wäre ich unheilbar krank oder dem Tode geweiht, wäre meine Antwort eine andere: "Kein Geld der Welt kann mich glücklich machen!"

Merke: Wert und Preis ist umstandsabhängig!

Ob eine Aktie billig oder teuer ist, relativiert sich, wenn sie steigt. (John Doe)


Den Preis einer Aktie bestimmt der Markt, den Wert bestimmt der Anleger




Den genauen Wert eines Unternehmens auszurechnen ist eine Illusion, jede Bewertungsmethode hat verschiedene Schrauben, an denen ein kreativer Buchhalter nach unten oder oben drehen kann. Ich lese keine Geschäftsberichte, keine Halbjahreszahlen und keine Analystenmeinungen. Die interessieren mich nicht, da ich sie nicht wirklich verstehe, ihnen aber wirklich misstraue.

Nein, ich interessiere mich für die Geschichte eines Unternehmens und dessen Zukunftsaussichten, ich will das Beste, Grösste und über Jahrzehnte erfolgreichste Unternehmen. An der Börse sind Zahlen, Schall und Rauch, es ist der Name eines 100 jährigen Unternehmens welcher für Seriosität, Zuverlässigkeit und Erfolg bürgt.

Das Ziel eines durchschnittlichen Investors ist maximale Rendite mit möglichst wenig Aufwand und Risiko. Diese Rendite lässt sich auch erreichen, wenn der Anleger seinen Kontrollbereich nicht verlässt um zu versuchen den Markt zu timen, sobald er dies macht unterliegt er dem Irrglauben er hätte Kontrolle über die Weltwirtschaft, er könne auch nur erahnen ob die Börse in einem halben Jahr höher oder tiefer steht, das ist Unsinn und performancevernichtendes Denken.

Diese fatale Denken entsteht aus dem Herdentrieb heraus, geschürt durch ein Übermass an (überflüssigen) Informationen, die wir tagtäglich konsumieren. Je nachdem was der Anleger gerade liest, sieht oder hört kommt die Ratio mit Argumenten daher, warum die Aktien weiter steigen oder fallen werden.






Am Montag, gerade als alle Börsen am Sinken sind, weil sich die US-Wirtschaftsdaten unerwartet stark verschlechtert haben, liest der interessierte Anleger in einer renommierten Finanzzeitung diesen Beispielsatz:

 "Die Aktien sind zu schnell gestiegen ohne fundamentale Hintergründe, die Krise ist bei weiten nicht überwunden, Schulden mit neuen Schulden zu begleichen wird nicht gut gehen, das ganze System kann kollabieren, die Börsen werden markant einbrechen.“

In einem Anlegerhirn geht dann in etwa folgender Denkprozess ab.

Die Ratio sagt dem Anleger, ja genau, siehst du es ist gefährlich weiterhin in Aktien investiert zu bleiben, ich sage raus, die Argumente sind nicht von der Hand zu weisen, niemand ist an Gewinnen arm geworden, nur nicht "zu" gierig werden, einen Teil oder noch besser alles abstossen, das ist vernünftig und in diesen unsicheren Zeiten die richtige Entscheidung.

Die Emotion bestätigt die Ratio und fügt hinzu, heute hast du X Prozent deines Depot verloren, du weisst doch noch wie du dich gefühlt hast, als du beim letzten Crash dreissig und mehr Prozente deines Geldes verloren hast, da hast du dich auch gefragt, warum habe ich nicht vorher verkauft, dann müsste ich jetzt nicht um meine Existenz fürchten. Also hör auf uns „VERKAUFE“

Am Donnerstag als die Börsen wieder anziehen, weil die Arbeitslosen Zahlen in den USA und in Deutschland gesunken sind, liest der Anleger in einer anderen renommierten Finanzzeitung.

"Die Weltwirtschaft, allen voran die USA, ist im vergangenen Jahr 2014 stärker als erwartet gewachsen. Die Börsen weltweit steigen sukzessive, die Aktien sind fair bewertet, es gibt keine vernünftige Alternative zu Aktien. Wie jeder vernünftige Anleger weiss, langfristig erklimmt die Börse ohnehin ständig neue Höhen, Aktien sind auch im Jahr 2015 unentbehrlich in jedem Anlegerdepot."

Nun argumentiert die Ratio folgendermassen: "Das ist nicht von der Hand zuweisen, Aktien rentieren einfach am besten, du bist schon dieses Mal zu spät eingestiegen. Die Hausse kann noch lange so weitergehen, es gibt wirklich keine vernünftige Alternative zu Aktien, es ist vernünftig die Aktienquote aufzustocken, es ist eine Frage der Vernunft, schliesslich geht es um die langfristige Vermögensvermehrung.

Die Emotion bestätigt auch dieses Argument: Ja, es fühlt sich gut an zu den Gewinnern zu gehören, heute allein hast du wieder X Prozent verdient und das an einem Tag, wenn du dann in ein paar Jahren vielleicht doppelt oder dreimal so viel Geld hast, dann musst du dir finanziell keine Sorgen mehr machen, das ist ein gutes Gefühl. Also „KAUFEN“ ist angesagt.

Diesem Wechselbad von Vernunft und Gefühlen ist jeder Anleger ausgesetzt, das Gehirn ist ständig am Arbeiten und analysieren, selbst dem hartgesottensten Anleger, ob Privat oder Institutionell gehen solche Gedanken durch den Kopf, er muss sich jeden Tag damit auseinander setzen. Mal handelt er auf die eine Seite, mal auf die Andere, mal verliert er dabei, mal gewinnt er, mal hat er Recht, mal hat er Unrecht.

Ein Anleger fährt am besten, wenn er sich vor dem investieren eine klare Strategie zu recht legt, indem er sich ein Ziel setzt, was er mit seinem Investment überhaupt erreichen will und wie er das umsetzen muss, um auch dort anzukommen. Logischerweise geht es um die Vermehrung oder wenigstens um den Erhalt des Kapitals.

Eine erfolgversprechende Strategie ist die lebenslange Aktieninvestmentstrategie, dabei darf es dem Anleger nicht kümmern was die Wirtschaftsmedien, die Analysten und die anderen Anleger schreiben, sagen oder machen. Nein, das ist uninteressant, wer in erfolgreiche gut geführte Unternehmen investiert, dessen Profit steigt im gleichen Masse, wie sein Risiko abnimmt. Dem unwillkürlichen Auf und Ab der Aktienpreise gilt es mit stoischer Ruhe zu begegnen.

Fazit: Zuviel analysieren und denken kann Performance kosten, die Aktienpreise pendeln sich langfristig an die Durchschnitts Performance heran, diese wiederum erhöht den Wert des Portfolios. Dieser Wert setzt sich aus den Unternehmen zusammen, welche sich im Portfolio befinden, nicht aber aus dessen "momentanen" Preis.