Mittwoch, 28. Januar 2015

 
SCHOCK
 

 
Hallo John

Danke für deine letzten, sicher nicht nur für mich, sehr interessante Beiträge, ich denke sie soweit verstanden zu haben, dennoch möchte ich dich bitten noch konkreter zu werden.

 
Gerne, in welcher Hinsicht?
 
Wie soll ich mich verhalten, wenn ich halt trotzdem in Panik verfalle, schau es ist so, hättest du mir am Donnerstag nach dem Schweizernationalbank Entscheid nicht geraten nachzukaufen, wäre ich in Schockstarre verfallen, vielleicht sogar noch schlimmer, ich hätte wohl verkauft.
 
Obwohl du mir schon soviel über Aktiencrashs erzählt hast, ist mir erst am 15 dieses Monats, so richtig bewusst worden, was so ein Minus 10% Tagescrash bedeutet. Dein persönliches 1987 Armageddon, wie du es genannt hast, bei dem du ja bei einem über 20% Tagesminus in Panik verfallen bist und alles verkauft hast, hat mir zwar Eindruck gemacht aber was, dass in der Psyche auslöst, verstehe ich erst jetzt. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was solche Minus 50% Crashs wie die vom 2000/01 und 2008, in mir ausgelöst hätten.
 
Konkret John, wenn ich mich deiner Metapher bediene, dann befürchte ich ein Aktienschaf zu sein, ich habe nicht das Zeug zu einem Aktienwolf, ich schäme mich das zugeben zu müssen, insbesondere nachdem wir soviel, auch über die Psyche, mit einander geredet haben und du unsere Gespräche hier im Blog festgehalten hast.
 
Es ist eine Sache, darüber zu reden und zu lesen, es aber dann selbst miterleben zu müssen, wenn die Internetseiten zusammenbrechen und man komplett handlungsunfähig wird, ist dann schon eine andere Hausnummer. Es herrschte ja wirklich eine regelrechte Panikstimmung am 15 Januar, wenn ich mir vorstelle, so etwas passiert wieder, dann wird mir Angst und Bange.
 
So jetzt ist es raus, also konkret John, was soll ich machen? Auf der einen Seite will, ja muss ich Millionär werden, auf der anderen Seite, fehlen mir die Nerven, wenn es wirklich hart auf hart kommt und mein sauer verdientes Geld sich, innert Minuten, quasi in Luft auflöst? Ich brauche eine Schafsstrategie, verstehst du was ich meine?
 
Absolut, die gibt es! Geh nach Hause und verkaufe morgen alle deine Aktien, soviel ich weiss hast du trotz des 10% Tagesminus vor zwei Wochen, sogar ein minimales Plus in deinem Portfolio, du hast also keinen Rappen Geld verloren, verplempere nicht meine Zeit mit deinem Geblöke.
 
Was?



 
Haha! Du solltest jetzt mal dein Gesicht sehen.
 
Okay, jetzt wieder ernst. Ich und einige Leser in diesem Blog wissen genau von was du redest und verstehen dich nur zugut. Kannst du dich noch daran erinnern was ich dir, in einem von unseren ersten Gesprächen, gesagt habe. "Ich kann dir nicht dabei helfen schnell Millionär zu werden, ich kann dir aber einen Weg aufzeigen, wie du sicher Millionär wirst, diese Sicherheit ist aber mit sehr viel Unsicherheit verbunden."
 
Diese Unsicherheit liegt aber nicht in den zum Teil stark schwankenden Aktienkursen, sondern in unserer Reaktion darauf, wenn es dann tatsächlich passiert. Du hast es sehr gut beschrieben, solange man es nicht selbst mitgemacht hat, ist es reine Theorie. Es ist wie, wenn man sich einen Krimi im Fernseher anschaut, der ist spannend, hie und da auch grusselig, aber es ist ja nur ein Film, reine Fiktion. Verbrechen passieren natürlich auch in der Realität aber kaum wird mir so ein Verbrechen widerfahren, der Film hat also nichts mit der Wirklichkeit zu tun.
 
Weisst du mein junger Freund, mir ist absolut bewusst, dass es eine Sache ist, theoretisches Börsen Wissen niederzuschreiben, eine ganz andere Sache aber, dieses Wissen in die Realität umzusetzen. Es fühlt sich richtig mies an, wenn man plötzlich 20% weniger Vermögen auf seinem Depot hat, ein regelrechter Schock durchfährt einen, so wie dich gerade vorhin, ich muss immer noch lachen. Okay sorry, aber dein Gesichtsausdruck, war mir dieser Schock wert.
 
Ja, das ist übel und nein es gibt keine Schafsstrategie. Das einfachste und einzige Mittel ist es, sein Portfolio selbst zu halbieren, dass habe ich dir ja schon Nahe gelegt, aber hey, ich kenne die fiese Psyche, wenn sie einem beim Betrachten des halben Portfolio, ins Ohr flüstert, Pssst in Wirklichkeit hast du ja doppelt soviel.
 
Dieses Pssst ist es dann auch, das bei einem Aktiencrash, die Idee dahinter zunichte macht. Das einzige was bei einer Panik, einem Schock oder auch dem Gegenteiligen, einer Euphorie hilft, ist es die Ratio zu Hilfe zu nehmen, um wieder Herr über seine Emotionen zu werden.
 
Das hört sich bei einem Aktien Crash in etwa so an:
 
"Ja, ich weiss, ich bin jetzt in einer Panik, ich bin darum in einer Panik, weil die Aktienkurse runtergegangen sind. Dieser Crash verursacht Angst in mir, noch mehr Geld verlieren zu können. Ich habe Angst, dass es jahrelang mit den Aktien nicht mehr bergauf geht, dass ich mein Ziel nicht erreiche."
 
Die Ratio kann dir dann erklären: "Schau langfristig geht es auch wieder bergauf mit den Aktienkursen, du weisst das Aktienkurse Schwankungen unterworfen sind, diese Schwankungen ermöglichen es dir aber auch, günstig nach zu kaufen. Du bist jetzt in einer Panik, die legt sich aber wieder, das kennst du ja schon, am 15.01.2015 hattest du ja schon einmal dieses Gefühl gehabt, welches sich im Nachhinein als übertrieben herausstellte, du bist jung, du hast Zeit und du erreichst dein Ziel."
 
Wichtig ist, dass nicht ich dir das sage, sondern, dass du deine Ratio einsetzt, damit du in so einer schwierigen Phase, wie vor zwei Wochen, kühlen Kopf bewahren kannst. Ich erkläre dir nochmals die Wolfsstrategie, jene brauchst du um Millionär zu werden, die Schafsstrategie habe ich, wie von dir erwähnt, nur einmal im Jahr 1987 angewandt, sie hat mich sehr viel (Wolle) Geld gekostet, wirklich sehr viel. Ich bin dazu da, dass dir nicht der gleiche Fehler unterläuft.
 
Bevor ich dir meine (einfache) Wolfsstrategie erkläre, möchte ich dir die unten angefügte Jägerstrategie "unseres" Classic Global Value Fonds ans Herz legen. Ich empfehle dir, die ganze Jahrespräsentation anzuschauen. Dies ist seit dem bestehen des Fonds (Ende 1997) das erste Mal möglich, dadurch ersparte ich mir den Weg nach Zürich. Diesen Herren in Anzug und Krawatte, vertraue ich, einen nicht unwesentlichen Teil, meines Vermögens an, sie erklären im Gegensatz zu mir, auf seriöse Art und Weise, wie sie investieren.
 
Die drei Gründer und zugleich Portfolio Manger, mit Ihren Mitarbeitern, sind in meinen Augen, integre, ehrliche, kompetente und wie gesagt seriöse Herren, die ihr Handwerk verstehen. Ich kann mich noch gut an ein Gespräch zwischen Thomas Braun und mir erinnern
 
Er sagte mir mit einer Metapher in etwa folgendes: 
 
"Ich sehe unseren Fonds als ein spezialisiertes Restaurant an, indem wir Freunden und Fremden einen erstklassiges Service bieten wollen, wir versuchen einzigartige Menü zu kreieren, welche ausgezeichnet schmecken müssen. Wir sehen in allen unseren Gästen Feinschmecker, unser Ziel ist es, sie zufrieden zu stellen, damit sie uns treu bleiben. Nichts schmerzt uns mehr, wenn ein Menü mal daneben geht. Nicht nur, weil wir nicht satt werden, da wir selbst ja, fast ausschliesslich, in unserem Restaurant essen, nein wir verlieren Freunde, Gäste und unseren guten Ruf, was uns mehr als Geld kostet. Wir bevorzugen zufriedene Dauergäste, denn nur, wenn sie zufrieden sind, können wir es auch sein."
 
Er war es auch, der mich, als der Fonds einen Kursrückgang von Minus 75% in den Jahren 2007 und 2008 hinnehmen musste, zum nachkaufen "drängte". Diesem "Drang" nachzugeben, war einer meiner besten Entscheide, aber weiss Gott nicht, einer meiner leichtesten!
 
Die Wolfsstrategie
 

 
Egal wie die Märkte stehen, der Wolf ist immer mit 60% bis 70% in Aktien investiert, wenn er einen sich anbahnenden Bullenmarkt vermutet, erhöht er seine Aktienquote auf 80%, bestätigt sich seine Annahme, erhöht er auf 85%, läuft der Bullenmarkt zur Mitte, erkennt er dies an der aufkommenden Volatilität. In dieser Phase beginnt er, bei fallenden Kursen, sukzessive seine Aktienquote auf 100% hochzufahren.
 
Sobald sich Euphorie am Markt bemerkbar macht, fängt er an, langläufige Put- Optionen zu kaufen, welche in dieser Marktphase günstig zu haben sind, steigen die Märkte weiter, fängt er sukzessive an seinen Aktienbestand auf 60% runterzufahren, dies versucht er rational und emotionslos durchzuführen.
 
Denn er ist sich bewusst, dass sich die Aktienkurse nicht vorhersehen lassen und ein unerwartetes Ereignis seine ganze Strategie über den Haufen werfen kann, so dass er mit 100% Aktien in einen langlaufenden Bärenmarkt gerät. Das ist sein grösstes Risiko, welches er mit dieser Strategie eingeht, das macht ihn natürlich mürrisch und bissig, jedoch behält er die Übersicht, mit der Gewissheit, wenn die Aktienkurse wieder steigen, ist er mit 100% dabei. 
 
So und nun zur Jahrespräsentation des Classic Global Equity Fund
 
 
                                         Den Link dazu: https://www.youtube.com/watch?v=0Joj0x4B_h0