Montag, 26. Januar 2015

EUPHORIE - GRUPPENDYNAMIK


 
 
 
Das gefährlichste überhaupt am Aktienmarkt, ihr nicht zu verfallen, gelingt den wenigsten Investoren. Im Gegensatz zur Panik baut sie sich, gleich wie die Angst, langsam auf. Hoffnung, Zuversicht, Freude, Euphorie, letztere bedeutet das Nahe Ende des Bullenmarkts.


Die Sicherheit der Gruppe

Auch hier spielt unsere Genetik den entscheidenden Faktor, unsere Urahnen stellten sehr schnell fest, dass sie im "Rudel" also in der Gruppe höhere Überlebenschancen haben als, als Einzelgänger. In der Gruppe konnten sie, das zu erlegende Beutetier einkreisen um sich mit vereinten Kräften auf es zustürzen. In der Nacht schützten sie sich vor Angriffen, indem sie Wächter bestimmten, welche die schlafende Gruppe bei Gefahr warnen konnte, gemeinsam war die Überlebenschance also ungleich höher.

So Überlebens notwendig die Anpassung in einer Gruppe zu Beginn der Menschheit auch war, so störend ist sie beim Investieren in Aktien. Es ist jene Sicherheit von einst, welche den Aktieninvestoren vorgaukelt, die Mehrheit der Börsen und Wirtschaftsanalytiker kann, sooo falsch nicht liegen.


Oh doch sie können und sie beweisen es Jahr für Jahr.

Die Marktmehrheit liegt immer weit daneben, denn sie reflektiert die Vergangenheit in die Gegenwart, übersieht dabei die Zukunft. Aktienkurse aber handeln die Zukunft, Ereignisse in der Gegenwart sind in den Aktienkursen nach Minuten, teils schon nach wenigen Sekunden, Vergangenheit.

Das jüngste Beispiel war der Schweizernationalbankentscheid den Euromindestkurs aufzuheben, kaum war er öffentlich bekannt, sausten die Kurse innert Sekunden dramatisch nach unten. Gegenteiliges passierte nach dem Entscheid der Europäischen Zentralbank, als Herr Draghi bekannt gab, den Markt mit monatlich 60 Milliarden Euro, bis September 2016, zu "unterstützen", stiegen die Kurse für einen Moment senkrecht nach oben. Solche heftigen Reaktionen entstehen in der Gruppendynamik, welche an der Börse durch den automatisierten Computerhandel, wahnwitzige Geschwindigkeitsdimensionen angenommen hat.


Die Masse ist feig, irrational, phantasielos und will geführt werden.




Das Grande der Anleger hat den Bullenmarkt verkannt, seit sechs Jahren geht es kontinuierlich mit der Börse nach oben, doch warum ist die Masse der Anleger (zum Glück) noch nicht dabei. Feigheit ist die korrekte Antwort, alte Ängste, welche in den Kursen weitgehendst eingepreist sind, werden wieder und wieder durchgekaut.

Diese Wiederkäuer blicken zurück und was sie da sehen, treibt ihnen die Angst in den Nacken. Schuldenlast der USA, mögliche Zinsanhebung der FED, die Eurokrise, (Griechenland, Frankreich, Italien, Spanien), steigenden Arbeitslosezahlen, Deflation, Inflation, Währungsreform, Ölpreis - mal zu hoch, nun zu niedrig, Ukraine/Russland, Terror und Kriege, all diese bekannten Sorgen sind in ihren Köpfen, fest verankert.

Obwohl die Investoren wissen, dass die Börse die Zukunft handelt, handeln sie nicht rational, sondern irrational, sie projizieren die Vergangenheit in die Zukunft, deswegen sind sie "noch" phantasielos und können sich keine nachhaltig steigende Aktienkurse vorstellen. Sie hängen an den Lippen der Crashpropheten, je negativer ein mögliches Szenario ausgeschmückt wird, um so wahrscheinlicher passt es zu ihren verankerten Sorgen. Wenn A passiert muss B folgen, ist die vermeintlich logische, irrationale Meinung, welche an der Börse keine Gültigkeit hat.

Es gibt keine Logik mit welcher sich die Zukunft der Börse vorhersehen lässt. Es gibt aber psychologische Verhaltensmuster, denen die Masse unterworfen ist, diese zu erkennen und sie in seine Anlageentscheide mit einzubeziehen, kann einem erfahrenen Investor ein paar extra Prozentpunkte einbringen.

Selbst mit dem Wissen, dass die Masse der Anleger die Börsenentwicklung falsch einschätzt, probieren nicht wenige Anleger, sie kurzfristig zu timen. Ihr Ziel besteht darin, bei sinkenden Kursen zu kaufen, um dann bei steigenden Kursen sofort zu verkaufen, was natürlich niemanden auf die Dauer gelingt. Diese Strategie ist zum Scheitern verurteilt.


Wie entsteht Euphorie und ab wann wird sie für einen Anleger gefährlich?
 

 
Euphorie ist die naive Schwester der Unbekümmertheit. In einem gesunden Bullenmarkt, in welchen wir uns, aller Unkenrufe und Crashpropheten zum Trotze, befinden, erkennen die Anleger langsam aber viel zu spät, dass die Aktienkurse mit kleinem Volumen, an der sogenannten "Mauer der Angst", nach oben geklettert sind. Diesen Anstieg verursachten die wenigen, rationalen, kühl und kühn agierenden Investoren. Sie waren es, die den ängstlichen Anlegern, am Ende des Bärenmarkts, ihre Aktien zu einem lächerlichen Preis abkauften.

Sobald die Anleger erkennen, dass ihre vergangenheitsbezogenen Ängste unbegründet sind, da die erwartenden Katastrophen nicht im befürchtenden Ausmass eintreten, fassen sie langsam wieder Mut. Dieser Mut wird durch die seit Jahren ansteigenden Aktienkurse gestärkt, belohnt wird er zusätzlich, durch weiter steigende Aktienkurse, diese wiederum ziehen die Masse an.

Da die Masse keine Ahnung von Unternehmensbewertungen hat, kaufen sie nicht die noch vorhandenen günstigen Aktien, sondern die, die ihnen bekannten sind, also grossen Unternehmen mit bekannten Namen, in ihnen fühlen sie sich wohl, diese kaufen sie zuerst und verkaufen sie zuletzt. Nach einer gewissen Zeit, mit weiter steigenden Kursen, geraten alte Ängste in Vergessenheit, es wird gekauft auf Teufel komm raus.

Höher immer höher, nun kann es nur noch bergaufgehen. Wir brauchen noch mehr Aktien, mit Aktien lässt sich leichtes, gutes Geld verdienen, wir sind die Börsenspezialisten. Was, du hast noch keine Aktien, na dann würde ich dir raten, schnell welche zu kaufen, so günstig wie heute kommst du nicht mehr dazu. Ich habe mit meinen Aktien in einer Woche mehr verdient als mit meiner Arbeit in zwei Monaten. Die Hypothek für das Haus, der langersehnte Urlaub in die Karibik, sowie der Leasingvertrag für das neue Auto, ist dank meiner gestiegen Aktien, alles in trockenen Tüchern.

Hast du nicht gelesen, die Schlagzeilen sind voll davon, Aktien sind am kommen mein Lieber, jetzt muss man Aktien kaufen, glaube mir, mit Aktien kannst du dich dumm und dämlich verdienen. Der Freund meines Schwagers hat sich einen neuen 5er BMW gekauft, der hat es faustdick hinter den Ohren, sag ich dir, ein richtig Aktienspezialist, auch der ist überzeugt, das Aktien im kommen sind.

Dies ist dann der Moment, wo die Euphorie ihren Höhepunkt erreicht hat, der Bullen Markt geht seinem Ende entgegen, schon bald wird der 5er BMW gegen einen Opel Astra getauscht und die Aktie für Tod erklärt.

Noch ist es aber nicht soweit, der Bullenmarkt verharrt in der Mitte, er wird die immer noch skeptischen Anleger abermals überraschen. In dieser Phase des Bullenmarktes übernimmt die Volatilität das Ruder, das heisst, höhere Ausschläge nach oben, aber auch nach unten, ist die Folge. Das ist aber erwünscht und von Nöten, denn kaum sind die Kurse eingebrochen, fühlen sich die Pessimisten bestätigt und sie "dürfen" "endlich" kaufen.


Das Beste steht uns erst bevor.
 
Fazit: Da wir noch weit von einer Börseneuphorie entfernt sind, besteht die hohe Wahrscheinlichkeit das, dass Jahr 2015 ein ausgezeichnetes Aktienjahr wird. Die Mehrheit der Anleger werden auch dieses Jahr weiterhin mit ihren alten Ängsten schwanger gehen, sie können sich markant steigende Aktienkurse, in einem derart unsicherem Umfeld, einfach nicht vorstellen. Die zu erwartenden Kursschwankungen nach unten, werden sie jeweils bestätigen, diese Bestätigung ermöglicht es ihnen, Aktien zu kaufen, ihre Käufe sind es dann auch die, die Aktienindices auf neue Höchstkurse katapultiert.

An der Börse liegt die Mehrheit mit ihrer Meinung regelmässig falsch, deswegen sind 20% und mehr, das logischste Szenario für das Jahr 2015.