Montag, 13. Oktober 2014


DIE BÖRSE ZUM ZWEITEN





Wo stehen wir, wie geht es weiter?

Das ist ja das, was du von mir erfahren willst, wie geht es weiter an der Börse. Sind die Kurse zu hoch oder soll man jetzt, nach der "kleinen" Korrektur, schon wieder zugreifen.

Genau, das will ich wissen, denn seit meinem letzten Kauf am 11. September habe ich 3800.- CHF auf mein Konto einbezahlt, nun will ich sie investieren, ich weiss nur nicht, ob ich noch zuwarten soll oder, ob es jetzt schon wieder günstig ist, nachzukaufen.

Was für eine Frage!? Wir unterhalten uns seit drei Monaten übers Millionär werden, bei einem unserer ersten Gesprächen habe ich dir erklärt, warum diese Frage verboten ist, bum drei Monate später hast du es schon wieder vergessen. Ich sehe die zwei zänkischen Geschwister in deinen Augen, kennst du ihre Namen?

Kaufen oder Warten!?

Haha, nein sie heissen Angst und Gier und sie kommen zum Onkel Doe, damit er einen von beiden Recht zusprechen soll. Du bist unsicher mein Junge und schon hast du verloren, es ist wie beim Boxen, wenn dein Gegner erkennt, dass du Angst hast, wird er dich besiegen selbst, wenn du ihm überlegen bist.

Erinnere dich doch, ich erklärte dir, das kein Mensch und kein Computer auf dieser Welt, dir sagen kann, ob heute der richtige Tag zum kaufen ist, du könntest mich genauso gut nach den Lottozahlen fragen, wir haben doch eine Strategie festgelegt, alles schon vergessen, mein Freund? Du investierst in unterbewertete, sowie vernachlässigte Sektoren, Branchen, Asset`s und Unternehmen. Da du aber selbst vor lauter arbeiten und studieren keine Zeit hast, diese zu eruieren und zu bewirtschaften, überlässt du es einem Fachmann oder eben Fachfonds. Du gehst bewusst ein hohes Risiko ein, doch es wird sich auszahlen, das kann ich dir sagen, also merke dir:

"Nie mehr wirst du mir diese Frage stellen, du investierst stur in diese zwei Fonds und basta, der Rest passiert von selbst!"

Wie sieht es den momentan aus, mach mal Kassensturz!

Schitter sieht es aus, ich bin mit 6.55% im Minus, von meinen ursprünglichen letztmaligen 19`100.- habe ich noch 18`100.- also genau gesagt, im Depot habe ich 17`815.- und mit den 300.- vom letzten Mal habe ich jetzt 4100.- auf dem Konto.

Okay, ich nehme an der Black Rock hat mehr verloren als der Classic Global!?

Ja, absolut der Classic ist in etwa gleich, der Black Rock ist mit fast 14% im Minus, ein Anteil kostet jetzt 5.03.-

Gut dann kaufst du jetzt 800 Stück von Black Rock die kosten dich zirka 4050.-

Dann habe ich jetzt neu, 2300 Anteile von Black Rock und 20 Anteile von Classic Global, insgesamt also zirka 21`900.- CHF! Investiert habe ich 23`150.- folge dessen habe ich 1250.- oder 5.41% verloren.

Du bist so naiv, nix hast du verloren, aber ich sehe mich in dir als ich in deinem Alter war, darum lass ich es mal gut sein. Nun noch eine letzte Frage, hast du dir das halbe Portfolio eingerichtet, denn ich will, dass du von diesen rund 23`000.- die Hälfte abschreibst, also hast du "nur" 11`500.-

Ich hatte dir das schon einmal gesagt, mental lässt du die eine Hälfte deines Vermögens los, wenn du deinen Vermögensstand kontrollierst, schaust du dir nur das fiktive, halbe Depot an, frag nicht nach dem Sinn, sondern mach es einfach.

Hab ich ja gemacht John, ich habe mich sogar schon daran gewöhnt, dass ich mir zum Beispiel beim Taxifahren oder, wenn ich sonst an meinen Kontostand denke, mir vorstelle ich habe nur 10`000.-, natürlich kommt dann immer wieder der Gedanke, hehe eigentlich ist es ja das Doppelte, aber ich schaue wirklich nur noch das halbe Depot an.


Gut, dann schauen wir uns die momentane Stimmung der Anleger mal an.




Wie gehabt, nervös, ängstlich, unsicher und gereizt. Das sind ideale Voraussetzungen in diesem gesunden Bullenmarkt. Für einen noch nicht so erfahrenen Anleger wie du es bist, ist dies unbegreiflich, wieso eigentlich steigen die Aktien in einem Umfeld der Angst? Aktien sind doch Risikopapiere, sie können innerhalb kürzester Zeit Vermögen vernichten! 10%, 20%, 30%, 50% oder noch mehr Prozente können sie nach unten rauschen, warum also in einer unsicheren Zeit Öl ins Feuer giessen, indem man in Aktien investiert?

Weil, wir nicht in Aktien investieren, sondern in Unternehmungen, du machst dies noch via Fonds, weil du momentan noch eine kleine Anlagesumme zur Verfügung hast, ausserdem besitzt du ein spezielles Anlegerprofil, das ein grösseres Risiko fahren kann, ja sogar muss. Dennoch investierst auch du in Unternehmungen, die Fondsleitung suchen sich diese Unternehmungen sehr gezielt und spezifisch heraus.

Du weisst, dass die kurzfristige Börsenstimmung im wesentlichen von Emotionen geprägt ist, neue kursrelevante Nachrichten werden effizient, innert Sekunden vom Markt verarbeitet, sobald die Anleger die Nachrichten erfahren, sind diese schon in den Kursen enthalten. Sie entscheiden dann, ob sie die Nachrichten als positiv oder negativ einstufen. Prognostizieren lässt sich der kurzfristige Trend nicht, die Konsequenz daraus, jeder kurzfristige Handel, ist ein Glücksspiel, eine Spekulation, welche aber nichts mit investieren zu tun.


Was entscheidet aber über die langfristige Marktentwicklung?

Langfristig heisst für mich zwanzig Jahre, zwanzig Jahre darum, weil es noch nie, in der gesamten zirka dreihundertjährigen Geschichte der Börse, eine negative zwanzig Jahres Periode gegeben hat. Das heisst, egal wann du in die Aktienbörse eingestiegen bist, nach zwanzig Jahren hast du Gewinn gemacht, mal mehr, mal weniger aber niemals Verlust, deswegen zwanzig Jahre.

Was entscheidet aber die langfristige Marktentwicklung? Selbstverständlich auch Emotionen, sie sind einfach längerfristig orientiert und nicht so sprunghaft wie die, auf Spontanität getrimmten, kurzfristigen Entscheidungen. Natürlich richtet sich die Börse langfristig nach der Wirtschaft aber sie macht das nicht eins zu eines, sondern mit zehn Schritten vorwärts und acht Schritten zurück, wenn die Wirtschaft zwei Schritte vorwärts gegangen ist, hat die Börse achtzehn Schritte zurückgelegt, langfristig ist die Börse dann aber in etwa dort, wo die Wirtschaft steht. Also, Zusammengefasst heisst das, die Börse geht den Weg der Wirtschaft, durch die Emotionen der Anleger rennt sie aber wie blöd nach vor und zurück, um schlussendlich, gemeinsam mit der Wirtschaft, am Ziel anzukommen.


Der gesunde Bullenmarkt




Ein gesunder Bullenmarkt liegt immer dann vor, wenn die meisten Anleger ihm gegenüber skeptisch eingestellt sind, zu oft sind sie schon von ihm enttäuscht worden, zuletzt ihm 2011, ganz fies im 2008 und 2000/1 ist auch noch nicht vergessen, wie ein Schneeball an der Sonne schmolzen die Kurse dahin.

„Das kann jederzeit wieder passieren, also noch einmal falle ich da nicht drauf rein, ich warte noch mit einem grösseren Aktienengagement bis die verschiedenen Krisen, allen voran die Finanzkrise, unter Kontrolle gebracht worden sind, bis dahin bleibt der Aktienfuss auf der Bremse!“

Dies sind nach wie vor die Gedanken der Anleger, ob nun die sogenannten Grossen oder Kleinen, ich mache da keinen Unterschied, alle haben sie ihre Emotionen, solange diese Gedanken vorherrschend sind, solange gibt es potenzielle Käufer, welche nur darauf warten, dass die Aktien einbrechen. Einigen unter ihnen genügt schon zwei bis fünf Prozent, andere kaufen erst ab minus fünf Prozent, ganz hartnäckig, nachtragende gebrannte Anleger, wollen mindestens die zehn bis zwanzig Minusprozente sehen, bevor sie über ein Aktieninvestment nachdenken.

Also, es wimmelt immer noch von kaufwilligen Interessenten, welche ihre Strategie haben, deswegen ist der starke Bullenmarkt so gesund, ja er strotzt förmlich vor Gesundheit. Schwach und kränkelnd wird er erst, wenn alle diese Käufer von Morgen, investiert sind, sodass sich keine Neuen, kaufbereiten Investoren mehr im Markt befinden.

Wenn es soweit ist, gibt es keine ehemaligen Ängstlichen mehr, auch die "Schafe" sind dann schon mit Papieren eingedeckt. Nervosität herrscht dann bei den "Wölfen", welche den Bullenmarkt zum Leben erweckt haben, sie stossen heimlich, unbemerkt von der Masse, ihre Papiere an die letzten Nachzügler ab.
Dann heisst es: Der Bulle ist tot, es lebe der Bär!

Noch ist es aber nicht soweit, nein die Käufer von Morgen sind noch in Überzahl, mögen sie lange nervös, ängstlich und unsicher bleiben.

Zum Schluss ein Zitat von Sir John Templeton, der alles von mir Geschriebene, in einem Satz, sehr gekonnt ausdrückt:

"Bullenmärkte entstehen aus Pessimismus, wachsen in der Skeptik, reifen im Optimismus und sterben in der Euphorie."

Bis zum nächsten mal mein junger Freund!

Ja, bis dann John, vielen Dank!