Samstag, 18. Oktober 2014

DIE BÖRSE ZUM DRITTEN


Ein bisschen Börsengeschichte

Schau sie dir an die Zwei, ihre belämmerten Gesichtsausdrücke widerspiegeln die Gemütsverfassung der Aktienanleger. Die Bullenanleger dachten sich, es gehe mit der geringen Volatilität weiterhin bergauf, die Bärenanleger wünschten sich einen, in ihren Augen, schon seit langer Zeit fälligen Crash. Beide Parteien sind mit der momentanen Stimmungslage der Börse höchst unzufrieden, sie stellen sich die ständig wiederkehrende Milliarden Dollar Frage.


Wie geht es weiter am Aktienmarkt?

Auch dir mein unerfahrener junger Freund lässt diese Frage keine Ruhe, darum noch einmal meine Einschätzung zur Börsenlage, diese beruht nicht auf Wissen, sondern auf Erfahrung, nirgends zahlt sich Erfahrung, wortwörtlich besser aus als wie an der Börse.

Wie heisst es doch so schön, ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für dich, welche willst du zuerst hören?

Die Schlechte zuerst John, dann bleibt mir die Gute besser im Gedächtnis.


Die schlechte Nachricht

Die Korrektur ist noch nicht zu Ende, die Volatilität wird zunehmen, noch manch schwachbrüstiger Bulle wird es mit der Angst zu tun bekommen und deswegen ins Bärenlager wechseln, denn ein gesunder Bullenmarkt sortiert die Schwachen aus, bevor er seinen Weg nach oben fortsetzt.

Auf das dumme Gerede, eine Korrektur sei schon lange fällig gewesen, darfst du nicht hören, natürlich gibt es Korrekturen am Aktienmarkt, das weiss sogar ich, die Frage ist nicht ob, sondern wann, das Wann ist entscheidend, nicht das Ob. Das Wann ist aber nicht vorhersehbar, also halten wir uns nicht mit dem Wann auf, sondern stellen uns auf das Ob ein. Auf das Ob muss ein erfolgreicher Anleger vorbereitet sein, nur dann verliert er nicht die Nerven, wenn das unvermeidliche Wann eintrifft.

Also mein Freund, stell dich auf unruhige Zeiten ein, schauen wir uns noch einmal den Dow Jones mit all seinen Kriegen, Krisen und Katastrophen über die letzten 114 Jahre an. Im Big Picture kannst du dir ein Bild über die Volatilität machen, welche sich über diesen Zeitraum gesehen gar nicht so dramatisch darstellt. Hingegen, wenn wir die Volatilität aus der Nähe betrachten, erkennen wir ihre Auswirkungen auf die Kurse, welche sich wiederum auf die Psyche der Anleger auswirken. Um die Auswirkungen detaillierter betrachten zu können, blicken wir auf meine Börsenhistorie zurück, wir beginnen dazu im Jahr 1985.

Doch zuvor "The Big Picture"

(Zum Vergrössern Bild anklicken)




Selbst auf 114 Jahre zurück sieht man bei genauerer Betrachtung die enormen Kursschwankungen, die grösste und massivste von 1929 bis 1933 beinahe 90% rauschten die Kurse über drei Jahre in die Tiefe. Die 10% 20% 30% 50% Korrekturen schauen, wie gesagt, im Big Picture gar nicht so gravierend aus, was sie bedeuten, wenn man bei so einer Korrektur dabei ist, bekommst du gerade selbst, in deinem Depot, ansatzweise mit.

Der Dow Jones legte in diesen 114 Jahre um über 32`000% zu, aus 10`000 US Dollar wurden 3`200`000 US Dollar, Inflation hin oder her, das nenne ich eine super Performance, aber halt wir sind ja noch bei der schlechten Nachricht.

Deswegen betrachten wir uns den Dow Jones von 1985 bis 1995 als ich mit, sagen wir mal "nennenswerten" Beträgen an der Börse investierte, denn die ersten drei Jahre von 1982 bis 1985 waren, wie du ja aus meiner Biografie weisst, eher bescheiden. Ich startete mit 18`000.- CHF, wirklich losgegangen also mit namenhaften Beträgen, ist es bei mir im Jahr 1985. Fünf Jahre war ich ein cooler, besonnener Anleger, nicht aus Wissen, sondern weil ich vor lauter Arbeit keine Zeit für die Börse hatte, ich kaufte einfach Aktien und erfreute mich an der super Performance, bis ins Jahr 1987 glaubte ich unschlagbar zu sein, ich machte meine Geschäfte und verdiente auch noch an der Börse, nichts kann mich aufhalten, dachte ich bis zum verhängnisvollen 1987.  Von meinem grössten Investitionsfehler im Jahr 1987 habe ich dir ja erzählt, hier siehst du es nun besser, was so ein 20% Kurssturz bedeutet, wohlgemerkt an einem Tag. Mir Börsenspacko hat das enorm zugesetzt, so dass ich mich für ein Jahr von der Börse zurückzog.

Im Big Picture sieht das nicht so spektakulär aus wie im "kleinen" Zehnjahresbild, da siehst du die Volatilität viel besser. Von 5% 10% 20% und fast 40% an Kursrückgängen, war in diesen zehn Jahren von 1985 bis 1995 alles vertreten. Dennoch siehst du, dass sich die Börse fast verdreifacht hat oder anders ausgedrückt sie hat beinahe 190% Performance gemacht, in diesen zehn Jahren.






Nun, schauen wir uns die Jahre 1995 bis 2000 an, bis zum grossen 2000 Crash also. Auf dieser Grafik erkennen wir, dass sich die Börse in diesen, nun nur fünf Jahren noch einmal fast verdreifacht hat oder wiederum um beinahe 200% zugelegt hat. Anders als wie es im Big Picture aussieht, erfolgte auch diese erstaunliche Performance nicht linear nach oben, sondern ebenfalls mit 5% 10% 20% Volatilität.






Mit all diesen Kurskorrekturen, Volatilität genannt, stieg die Börse in diesen 15 Jahren um das zirka Zehnfache an. Aus 10`000 USD hat ein Langfristanleger, der die Volatilität ertragen hat, 100`000 USD gemacht.

Bevor ich zu der guten Nachricht komme, schauen wir uns noch den Dow Jones vom 01.01.2000 bis 01.01.2012 an. In diesen 12 Jahren hat der Dow Jones gerade mal 6% gemacht, man spricht zu Recht vom verlorenen Jahrzehnt, eigentlich sind es 12 Jahre, welche performancetechnisch gesehen, verloren gingen.




Die gute Nachricht

Der Bullen Markt hat performancetechnisch erst begonnen, schau dir die Performance von 01.01.2012 bis 17.10.2014 gerade mal 34% in fast zwei Jahren, nicht sehr berauschend für einen Aktienbullen. Ja, das ist eine gute Nachricht und die bessere folgt sogleich.




Vom Jahr 2000 bis und mit heute 17.10.2014 hat der Dow Jones in diesen fast 14 Jahren gerade mal 42.5% zugelegt, aus 10`000 USD wären 14`250 USD geworden, im Vergleich zu den 100`000.- USD in den 15 Jahren von 1985 bis 2000 auch nicht gerade umwerfend. Ja, auch das ist eine gute Nachricht!





Der Bullenmarkt steckt in seinen Anfängen

Was ich dir nun sage ist das Wichtigste überhaupt was du über einen Bullenmarkt wissen musst, es handelt von den Finanzschafen und den Finanzwölfen.

Einen Bullenmarkt zu erkennen bedarf Erfahrung, wie du weisst entsteht er im Pessimismus, doch nicht jeder Pessimismus ist die Geburtsstunde eines Bullenmarkt. Ein Bullenmarkt wird durch wenige aber zuversichtliche, mutige Finanzwölfe ins Leben gerufen. Unbemerkt von der Finanzherde kaufen sie den Finanzschafen, welche vom letzten Crash auf ihren "billigen" Aktien sitzen geblieben sind, langsam mit kleinem Volumen, ihre "ungeliebten" Aktien ab. Diese unterm Wert "billigen" Aktien landen in ihren Depots, wo sie solange bleiben, bis sie sich im Preis vervielfachen, dementsprechend vom Wert nach oben abkoppeln.

"Billige" Aktien werden niemals in kurzen Zeiträumen zu "teuren" Aktien, dies passiert nur zur Täuschung um die Finanzschafe wieder auf Aktien aufmerksam zu machen, schliesslich muss ihre (Neu) Gier nach Aktien wieder geweckt werden, damit die Finanzschafe von neuem geschert werden können. "Schaut wie schnell ihr mit Aktien reich werden könnt, kommt, kommt herbei und weidet euch an den hohen Kursen." Nach und nach kommen die Finanzschafe blökend auf die Finanzweide gerannt um ihre ehemaligen ungeliebten "billigen" aber nun für sie wieder "teuren" Aktien zum höheren Preis zurück zu kaufen.

Doch kaum fangen die Finanzschafe an zu kaufen, lassen die Finanzwölfe die Kurse wieder sinken, indem sie ein wenig Aktien auf den Markt werfen, die Finanzschafe sind ja nicht dumm, also eigentlich sind sie es schon, aber sie wissen es nicht, denn keiner macht sie darauf aufmerksam, wie dumm sie handeln. Das ist das fatale an diesen Finanzschafen, sie denken sie wären den anderen Finanzschafen überlegen, indem sie ein bisschen schneller auf die Finanzweide rennen. Doch egal wie schnell sie rennen, geschert werden sie alle, denn zur Dummheit paart sich die Feigheit respektive der angeborene Herdentrieb.

Sobald sich ein Finanzschaf zu weit von der Herde entfernt, läuft es wieder zurück und hört sich um was die anderen Finanzschafe zu blöken haben: "Oh, die Kurse sind aber schon recht hoch gestiegen, jetzt passen wir aber auf, nicht dass wir nochmals geschert werden."

Die Finanzwölfe wissen aber, die Wolle (Aktienkapital) der Finanzschafe ist noch nicht genug angewachsen, um sie schon zu scheren, also werden die Finanzschafe bei Laune gehalten, indem die Wölfe die Kurse volatil gestalten, sodass immer wie mehr Finanzschafe ihre Wolle (Aktienkapital) auf die Finanzweide (Börse) bringen. Sie fühlen sich dabei auch sehr gut, denn schlussendlich steigen die Kurse ja und ihre Wolle (Aktienkapital) entwickelt sich dementsprechend prächtig. Am Schluss steht auch das letzte dümmste Finanzschaf, eingedeckt in dichter Wolle, (Aktienkapital) auf der Finanzweide und wartet auf das noch dümmere Finanzschaf, welches sich aber nicht finden wird.

Dicht gedrängt stehen die wolligen Schafe in der Herde und erkennen mit Schrecken, das sie komplett sind und keiner der Finanzwölfe mehr bereit ist, die Kurse zu stützen.

Dieses Spiel zwischen Finanzschaf und Finanzwolf, kann nur ein unerwartetes, relevantes Wirtschaftserdbeben beenden, so dass sich die Schafe ihrer Wolle (Aktienkapital) selbst entledigen, bevor die Wolle (Aktienkapital) die gewünschte Dichte und Länge hat (Grösse des Aktienkapitals), welches sich die hungrigen Finanzwölfe gewünscht haben.

Ansonsten wird dieses Spiel um die Finanzschafswolle (Aktienkapital von 95% der Anleger) bis zur Euphorie gespielt, sodass die Finanzschafe richtig gut "in Wolle stehen" dann werden sie aber von den Finanzwölfen (5% der Anleger) geschert.

Das Spiel ums Kapital (Wolle) kann von Neuem beginnen!


Wie du ein Finanzwolf wirst

Merke dir: "Timing, also kaufen und verkaufen zum richtigen Zeitpunkt funktioniert nicht, das sind alles Dummschwätzer die das behaupten, ja sie sind die grössten Schafe mit der besten Wolle selbst, wenn sie durch Zufall mal Gewinn machen, liefern sie ihre Wolle früher oder später mit Garantie an die Finanzwölfe ab.

Deswegen verbiete ich dir ja auch timen zu wollen, du kaufst dann, wenn du Geld hast vorzugsweise, wenn die Aktienpreise nach unten gehen. Gleich wie es die Hausfrau macht, wenn sie erfährt, dass ihr bevorzugter Supermarkt (Börse), gewisse Artikel (Aktien), welche sie brauchen kann, im Sonderverkauf mit grosszügigen Rabatt an ihre Kunden weitergibt.

Mein junger Freund, ich bin dafür da, dass du von den Finanzwölfen nicht geschert wirst, so wie sie mich 1987 geschert haben, bis ich einer von ihnen wurde. Dir zu zeigen wie auch du ein Finanzwolf wirst, darin sehe ich meine Hauptaufgabe, sobald du eine Million USD zusammen hast, werde ich dir das Zertifikat "Finanzwolf" überreichen, doch bis dahin vergehen Jahre.

Jahre der Enthaltsamkeit, der Bereitschaft zu lernen um Erfahrung zu erlangen, denn nur der erfahrene Aktieninvestor kann zu einem Finanzwolf werden.

Fazit für heute: Kümmere dich nicht um die ganz normale Volatilität, sondern konzentriere dich auf das Big Picture. Erst, wenn sich an diesem etwas ändert, heisst es zu agieren, sowie zu reagieren, was es dann zutun gibt um an die Wolle (Kapital) zu kommen, das sage ich dir, wenn es denn soweit ist. Kein Bullenmarkt gleicht dem anderen, stets ist er Situationsumstands abhängig, meistens gibt es nichts zutun, mal bedingt es schnelles handeln, mal langsames koordiniertes, um dann plötzlich stillzustehen, bevor du richtig loslegst.

Klingt verwirrend, ist es auch, nämlich der Börse angepasst.

Interessante Zeiten liegen vor uns mein junger Freund, wir werden sie uns zu Nutzen machen, bis zum nächsten Mal, dann gibt es aber etwas richtig Spannendes.

Ich hätte noch Zeit John, um was geht es denn, was kann noch spannender sein, als Schafe zu scheren.

Meine Zeit ist hingegen beschränkt, du musst dich gedulden.