Donnerstag, 25. Dezember 2014

DAS MÄRCHEN VOM AKTIENWOLF UND DER BÖRSENFEE
 


Es war weit nach Mitternacht, einer jenen dunklen Nächte die er so liebte, das Blöken der dummen Aktienschafe ist verstummt, friedlich schlafen sie dicht an dicht, eingelullt von der haussierenden Börse. Ein ganzes Jahrzehnt mussten sie auf einer kargen Aktienlandschaft grasen, zwei verehrende Dürren haben sie überstehen müssen, die letzte schwere Krise vom Jahr 2008 steckt ihnen immer noch in der Wolle.

Doch seit drei Jahren geht es aufwärts mit den Kursen, anhergehend mit den steigenden Aktienkursen verbessert sich nun auch das Wohlbefinden der Aktienschafe, selbstzufrieden über ihre kleinen Kursgewinne, schlafen sie beglückt mit debilen, dümmlichen Gesichtsausdruck, den Schlaf der seligen Aktienschafe.





Wie immer um diese Zeit schaut er sich die gegenwärtigen Preise "seiner" Unternehmen an. Was waren die Aktienschafe zu zahlen bereit gewesen, um sich an "seinen" Unternehmen, in welchen er schon seit Jahrzehnten investiert ist, zu beteiligen? Aha, sie werden zuversichtlicher, zaghafter Optimismus macht sich unter ihnen breit, langsam werden sie mutiger, wenn er sich die Kurse des bald zu Ende gehenden Aktienjahres vor Augen führt ist hingegen immer noch keine Euphorie zu erkennen.

In dieser Marktphase, so kurz vor Jahresende, stimmt es ihn äusserst positiv das entgegen der verbreiteten Schafsmeinung, die übliche Jahresendrallye weitestgehend ausbleibt, tief in seinem Inneren hasst er die Aktienschafe, es ist nicht ihre Dummheit, die er verurteilt, nein ihr fundamentloses, vermeintliches Wissen lässt ihn die Zähne fletschen.

Jedes verdammte Aktienschaf, welches seit ein paar Monaten in Aktien investiert ist, blökt sich selbst zum Aktienspezialist. Ja, selbst jene die gar nicht in Aktien investiert sind, mutieren zu Börsenprofis und Marktkennern, man sollte sie alle schlachten geht es ihm durch den Kopf.

Als er noch einen letzten Blick auf die verschiedenen Länder-Aktienindizes der grossen Börsenplätze wirft, erscheint schemenhaft eine kleine Elfe unter seinem Bildschirm. Ungläubig reibt er sich die Augen währendem die kleine Elfe deutliche Konturen annimmt. 




Was geht hier vor, fantasiere, halluziniere oder träume ich, knurrt er vor sich hin, was soll der Blödsinn?  Hihi, lacht die Elfe, weder noch, ich bin es, die kleine Börsenfee, ich werde dich auf ein Paradoxon aufmerksam machen, komm hör auf zu knurren, nimm mich an und hör mir zu!
 
 
Das Paradoxon




Erkenne das Paradoxon in welchem du dich befindest, deine Überheblichkeit gegenüber den anderen Marktteilnehmern trübt deinen eigenen Blick über die funktionsweise der Aktienbörse, würden die Aktienschafe nicht schon schlafen würden sie dich auslachen, respektive ausblöken.

Lies mal die folgenden zwei Sätze, denke über sie nach, währendem du das Bild betrachtest. Danach sag mir, was mit Pinocchios Nase passiert.

„Der nächste Satz ist falsch.“ „Der vorhergehende Satz ist wahr.“

Pinocchios Nase wächst bekanntlich genau dann, wenn er lügt. Was passiert aber, wenn er sagt „Meine Nase wächst gerade“?

Verstehst du den Zusammenhang dieser Beispiele und deiner Denkweise über die, von dir, so genannten Aktienschafe? Du verurteilst sie wegen ihrem nicht vorhandenen Börsenverständnis, ihre Unerfahrenheit, welche sie durch kluges argumentieren zu kaschieren versuchen macht dich wütend, dennoch profitierst du langfristig gesehen von ihren naiven Aussagen. Diese Aussagen resultieren in einer unterdurchschnittlichen Performance, denn ihr Anlageverhalten startet in Gier und Hoffnung, führt über angsterfülltes Bangen zur frustrierender Resignation.

Könnten sie ihre Euphorie im Zaun halten, verfielen sie auch nicht in Panik, dann käme es zu keinen ungerechtfertigten Unternehmensbewertungen, welche sich in übertrieben hohen oder tiefen Aktienpreisen widerspiegeln. Die Aktienpreise repräsentierten dann den genauen Gegenwert der Unternehmen, dadurch käme der Handel zum erliegen, sodass die Börse zu einem Warenhaus mit festen Preisen mutieren würde, dann gäbe es nichts mehr zum Verhandeln, respektive es käme zu keinem Handel. Nicht die Käufer und Verkäufer würden die Preise untereinander ausmachen, sondern die Unternehmensbilanzen würden die Preise auf Heller und Pfennig bestimmen.

Weder der Meier noch der Müller auch nicht der Hinz oder der Hunz und schon gar nicht der Löli kämen in die Versuchung mit Aktien Geld verdienen zu wollen, es wäre ein fades kaufen und verkaufen auf Grund der gegenwärtigen Unternehmensbewertung, unberücksichtigt blieben die zukünftigen positiven oder negativen Gewinnerwartungen.

Die Aktienbörse funktioniert und fasziniert nur darum, weil jeder mit ein bisschen Geld sich Aktionär nennen darf. Gerade weil Fachwissen zwar hilfreich aber nicht von Nöten ist um an der Börse mitzumischen, kann der Dümmste sein Glück probieren, das braucht er auch, wenn er mit Aktienhandel Geld machen will, von verdienen kann man da natürlich nicht reden.

Also, sei froh gibt es deine Aktienschafe ohne sie wärst du kein Aktienwolf, der bis spät in die Nacht hinein seiner Leidenschaft nachgehen kann und dann bis Mittags ausschlafen darf, damit er das Ameisenrennen der arbeitenden Bevölkerung nicht mitbekommt.

Wenn du aufstehst sind die Aktienschafe in deinen Unternehmen, an welchen du beteiligt bist, schon seit Stunden am malochen, deswegen erzielst du seit Jahrzehnten Gewinne, dem aber nicht genug, mit einem Teil ihres Lohnes, treiben sie mit ihren Börsenspekulationen die Aktienkurse deiner Unternehmen noch zusätzlich in die Höhe! Was willst du mehr?

Nicht du hasst die Aktienschafe, nein sie hassen dich, willst du hören was sie über dich denken? Ich kann dir ihre Gedanken sichtbar machen, pass auf!


 
Dieser arrogant geifernde Aktienarsch, dieser Kloschüsselschlürfer fühlt sich wohl sehr schlau, warum meint dieser Hodenkobold eigentlich er sei uns überlegen. Eine Feuchtwarze im Arsch hat mehr Ahnung vom Aktienhandel als dieser pflasterlutschende Wurminhalt. Jede sitzpissende Furzgurke investiert besser als dieser Krallen-Pratzen-Fratzen, Mistrauchender-Aktiengrosskopfscheißer.....

Okay, okay ich habe es verstanden!

Ein Paradoxon ist also eine Aussage, die scheinbar einen unauflösbaren Widerspruch enthält, wie zum Beispiel mein folgender. Da ich weiss warum ich die Aktienschafe brauche, brauche ich sie nicht, da ich sie nicht brauche, brauche ich sie.
 
So schlecht sie an der Börse hantieren, so gut können sie schimpfen. Ich habe meine Lektion gelernt, hab Dank kleine Aktienfee.

Hihi, bis zum nächsten mal, Aktienwolf.